Gletscher Tirols

Die Anzahl der Gletscher in Tirol ist laut dem Gletscherinventar von 2006 bei 447 Gletschern und einer Fläche von 235 km². Beim Gletscherinventar von 1998 wurden noch 620 Gletscher gezählt und eine Fläche von 325 km² gemessen. Verglichen mit den Daten 1969 bis 1998 zeigt sich, dass Änderungsraten im Allgemeinen zwischen 1998 und 2006 stark zugenommen haben.Die beiden am stärksten vergletscherten Regionen in Tirol sind die Ötztaler und Stubaier Alpen Zusammen machen sie etwa 51% der Tiroler Gletscherfläche aus (Verein Gletscher Klima). Für Südtirol gibt das italienische Gletscherinventar insgesamt 212 Gletscher an. Deren Gesamtfläche beträgt 2006 ca. 94,09 km². Im Vergleich zu 1997 waren es noch 161,28 km² in Südtirol. Die 212 Südtiroler Gletscher sind von West nach Ost und von Nord nach Süd auf 7 Bergketten verteilt: Ortler Cevedale-Gruppe, Ötztaler Alpen (Weißkugel und Similaun), Texelgruppe, Stubaier und Ahrntaler Alpen mit Hochfeiler, Rieserferner Gruppe, Hohe Tauern mit Dreiherrenspitze (Autonome Provinz Bozen).

Messmethoden und aktuelle Entwicklung der Gletscher

Seit dem letzten Höchststand gegen Ende der sogenannten Kleinen Eiszeit um 1850 haben die österreichischen Gletscher mehr als 50 % ihrer Fläche verloren. Für den letzten Höchststand der Alpengletscher um 1850 gibt es verlässliche Abschätzungen der Gletscherausdehnung aufgrund der noch heute deutlich sichtbaren Moränen im Gletschervorfeld und regelmäßiger Messungen der Gletscherfluktuationen beginnen im späten 19. Jahrhundert. Das erste österreichische Gletscherinventar (GI 1) wurde 1969 erstellt. Im Zeitraum von 1996 – 2002 wurde das zweite Gletscherinventar (GI 2) erzeugt und auf das Jahr 1998 homogenisiert. Für das bisher letzte Inventar (GI 3) wurde auf Laserscandaten und Orthofotos die zwischen 2004 – 2012 aufgenommen wurden zurückgegriffen (ZAMG).

Längenänderung

Eine dieser regelmäßigen Messungen um die Gletscherveränderung festzustellen ist die sogenannte Längenänderung. Diese wurde in den Alpen bereits Mitte des 19. Jahrhunderts an vereinzelten Gletschern durchgeführt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschah dies bereits an über 100 Gletschern. Heute wird die Länge an etwa 1.800 Gletscher weltweit beobachtet. In Österreich werden diese Messungen von zu einem großen Teil von Freiwilligen durchgeführt und vom Österreichischen Alpenverein (ÖAV) koordiniert. Mit diesers Art von Messmethode kann relativ einfach eine Veränderung des Gletschers festgestellt werden. Nach der traditionellen Methode werden dazu im Gletschervorfeld über die gesamte Breite des Gletschers einige Punkte markiert, von denen aus jährlich der Abstand zum Eisrand gemessen wird. Die Differenz zur Messung im Vorjahr ist die Längenänderung: entweder stieß der Gletscher vor oder er zog sich zurück (ZAMG).

Massenbilanz

Die direkte Messung der Massenänderung kann nicht an so vielen Gletschern durchgeführt werden wie beispielsweise die Messung der jährlichen Längenänderung. Die Akkumulation an einem Punkt am Gletscher wird ermittelt, indem man Schneetiefe und die Schneedichte misst. Die Schneetiefe bestimmt man mit einer Sonde oder mit dem Georadar, die mittlere Schneedichte durch Wägen von Schnee eines definierten Volumens – entweder in einem Schneeschacht oder durch Ziehen eines Schneekernes mit einem Kernbohrer Miteinander multipliziert ergeben Schneetiefe und -dichte die Akkumulation in Kilogramm pro Quadratmeter. Um die Abschmelze zu bestimmen, werden so genannte Ablationspegel (linkes Bild) mehrere Meter in das Eis gebohrt, die nach kurzer Zeit festfrieren. Nach einem Jahr misst man, wie weit die Stangen ausgeschmolzen sind (rechtes Bild), und berechnet die Höhen- bzw. die Massenänderung der Eisoberfläche. Um nun die Massenbilanz eines gesamten Gebirgsgletschers zu bestimmen, werden die oberflächliche Akkumulation und Ablation an vielen Punkten gemessen und diese Punktwerte auf die gesamte Gletscherfläche interpoliert. Damit erhält man die flächenhafte Verteilung der Massenbilanz (ZAMG).

linkes Bild: Beispiel für einen Albationspegel

rechtes Bild: Ausgeschmolzenen Ablationspegel

(Fotos von Christian Gruber)
Beispiel für einen Ablationspegel Ausgeschmolzene Ablationspegel am Rieserferner

Die akutelle Entwicklung

Größter Längenverlust seit Jahrzehnten Der Gletscherbericht zur letzten Messperiode zeigt einen signifikanten Längenverlust bei fast allen beobachteten Gletschern auf. Einzig das Simonykees in der Venedigergruppe in Osttirol zog sich im Vergleich zum Vorjahr nicht zurück und blieb stationär Der durchschnittliche Rückgang von 25,2 Metern liegt deutlich über den Messdaten des Vorjahres (-14,2 Meter) und weit über dem Mittel der letzten zehn Jahre (-16,5 Meter). "Seit den 1990er Jahren sind die Bedingungen für unsere Gletscher sehr ungünstig – das aktuelle Gletscherhaushaltsjahr fügt sich hier nahtlos ein", erklären Gerhard Karl Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer (Östereichischer Alpenverein).

Weiter Infos und ältere Gletscherberichte unter: Gletscherberichte des Österreichischen Alpenvereins

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